Ăhnlich wie ein Prisma bricht auch die irdische AtmosphĂ€re das Licht. Die Brechung ist umso stĂ€rker, je nĂ€her das Objekt am Horizont steht. Die unterschiedlichen WellenlĂ€ngen sind von der Dispersion unterschiedlich stark betroffen. Blau bricht sich stĂ€rker als Rot und dies fĂŒhrt zu FarbsĂ€umen die grade bei den Planeten sehr auffĂ€llig sein können. Selbst bei einer perfekter Optik ist an den RĂ€ndern des Scheibchens ein roter und blauer Farbsaum zu sehen. An den Profisternwarten wird schon seit Jahrzehnten ein AtmosphĂ€rischer Dispersions Correktor (ADC) verwendet, der mit einem Prisma den natĂŒrlichen Farbsaum korrigiert. Ein ADC lohnt sich besonders dann, wenn die Optik groĂ und das Seeing perfekt ist. Im Amateurbereich setzten sich die ADCs nur langsam durch, da unter den mĂ€Ăigen Seeingbedingungen in den gemĂ€Ăigten Breiten erst ab etwa 40 Grad Horizontabstand eine Beobachtung sinnvoll ist. Leider gehen die Planetenbeobachter in den nĂ€chsten Jahren schweren Zeiten entgegen. Saturn, Mars und Jupiter haben eine negative Deklination und werden in den kommenden Jahren stets weniger als 40 Grad ĂŒber dem Horizont stehen. Das hat den Markt beflĂŒgelt. WĂ€hrend in der Vergangenheit der preiswerteste ADC ĂŒber 300 Euro gelegen hat, gibt es nun vom Hersteller ZWO ein neues Modell das nur halb soviel kostet. Erste Tests zeigten eine gute optische QualitĂ€t.
Beim Einsatz wird zunĂ€chst mit hoher VergröĂerung die Lage des natĂŒrlichen Farbfehlers ĂŒberprĂŒft. Dann wird der ADC eingesetzt und die beiden Schrauben werden maximal auseinandergezogen. Der ADC produziert nun selbst einen starken Farbsaum. Der ADC wird nun zusammen mit dem Okular solange im Auszug gedreht bis der blaue Farbsaum an der Position liegt, wo vorher der natĂŒrliche rote Farbsaum gelegen hat. Zum Schluss werden die beiden Schrauben gleichmĂ€Ăig zueinander verschoben bis der Farbfehler verschwunden ist. Es lohnt sich die Lage des ADC und der beiden Schrauben zu notieren. Bei der nĂ€chsten Beobachtung des Objektes hat man dann die passenden Voreinstellungen und erreicht schneller ein optimales Ergebnis. Die ADCs werden hauptsĂ€chlich in der Planetenbeobachtung verwendet, doch auch bei der Beobachtung von Doppelsternen kann der Einsatz lohnenswert sein. So ist z.B. Sirius-B mit einem ADC deutlich leichter zu erkennen. In der Fotografie erlaubt der ADC die Verwendung von Farbkameras. Die gĂ€ngigen Sortierprogramme wie Autostakkert, Registaxx und Avistack selektieren die Bilder nach SchĂ€rfe und Kontrast. Ohne Dispersionskorrektor sind die FarbkanĂ€le fĂŒr Rot, GrĂŒn und Blau oft mehrere Bogensekunden gegeneinander versetzt, was die QualitĂ€tsanalyse erschwert oder gar unmöglich macht. Selbst wenn eine SW-Kamera mit externen Filtersatz verwendet wird, bringt der ADC einen QualitĂ€tsgewinn. Er ist jedoch bei SchwarzweiĂ geringer als bei einer Farbkamera.
Zum optimalen ĂffnungsverhĂ€ltnis fĂŒr den ADC gibt es im Internet widersprĂŒchliche Angaben. Wir haben Optiken zwischen f/5 und f/15 getestet und konnten keine EinschrĂ€nkung feststellen. Bei guten Seeing war stets eine Verbesserung sichtbar. Sie war teilweise so dramatisch, das der Eindruck entstand, als wĂ€re das Teleskop ausgetauscht worden.
Der ADC besitzt teleskopseitig eine 1,25 Zoll SteckhĂŒlse mit Filtergewinde. Wer den Lichtweg durch den ADC fĂŒr die Projektion nutzen möchte, kann hier eine Wegkorrektor einsetzen. Dies macht besonders am Newton Sinn, da es sonst Probleme mit der Fokuslage geben kann. Okularseitig kann die 1,25Zoll-HĂŒlse abgeschraubt werden. Darunter kommt ein T2-Gewinde zum Vorschein. Falls die Bauhöhe kritisch ist, kann hier eine Kamera direkt aufgeschraubt werden.
Die notwendige Spreizung der beiden Stellschrauben verdoppelt sich mit der Halbierung des ĂffnungsverhĂ€ltnis. Sie ist also bei f/10 doppelt so groĂ wie bei f/5. Bei f/15 war die Spreizung beim 15 Grad hohen Mars beim Maximalwert angekommen. Es gibt also einen ausreichenden Stellbereich fĂŒr alle Beobachtungen die von Mitteleuropa aus sinnvoll möglich sind. Die nachfolgenden Aufnahmen zeigen einige Bilder die ohne ADC in dieser QualitĂ€t nicht möglich gewesen wĂ€ren.




